Hohe Arbeitsbelastung, schlechte Planbarkeit, vielleicht sogar (noch) Kurzarbeit – wir hatten es schon: Resilienz ist in diesem besonderen Jahr so aktuell wie nie. Die Frage, die uns wiederkehrend begegnet, ist, wie man resilientes Management in den Arbeitsalltag einbauen und dauerhaft trainieren kann. Kein Wunder: Genauso wie nach Trainings die Abbruchkante der Wiedereintritt in den Arbeitsalltag ist, ist es beim Lesen oder Lernen der Moment, in dem man sich von der Lektüre ab- und den „normalen“ Aufgaben wieder zuwendet. Daher sind Fragen nach Umsetzungsroutinen offline wie online nachvollziehbar berechtigt.
Tipps für resiliente Führung haben wir schon einige gegeben:
Von der Anerkennung und dem Annehmen sich verändernder Umweltbedingungen, über das Labeln aufkeimender Emotionen, dem Lenken der Aufmerksamkeit auf Positives, dem Feiern von Erfolgen, dem Übertragen von Kontrolle und dem Einrichten von autonomen „Ecken für die Mitarbeitenden“ bis hin zu altbewährten Klassikern, wie der klaren, konsistenten Kommunikation und der Übertragung von Aufgaben, die nicht nur fordern, sondern gelegentlich auch (leicht) überfordern.
All diese Ansätze auf einmal umzusetzen ist sicher etwas zu ambitioniert. Wer es sich einfach machen möchte, sucht sich zum Start einen Ansatz aus, der ihm besonders zusagt. Denn auch hier gilt es Erfolgserlebnisse gezielt zu suchen und zu schaffen! Nicht nachlassen – unsere Gewohnheiten sind wie Spurrinnen in unserem Gehirn, es braucht Fokus und Konsistenz, um uns nachhaltig “umzuleiten”.
Hinsichtlich der Verstetigung im Arbeitsalltag gibt es ebenso viele Tricks.
So simpel, wie erfolgversprechend: Einfach anfangen. Liegengelassenes prägt sich unserem Gehirn nämlich viel eher ein als noch nicht Begonnenes. So kann man es nicht mehr ganz so leicht vergessen.
Oder: Bei einer wiederkehrenden Aufgabe darüber reflektieren, was gut oder was schlecht lief. Im Sinne der Verstetigung trägt man sich dafür am besten einen wiederkehrenden Termin ein und setzt alle aktuellen Initiativen auf die Agenda. Nicht nur ergeben sich daraus Verbesserungsmöglichkeiten für das nächste Mal, auch verfestigen sich so die Erfahrung und das neue Verhalten besser im Gehirn. Stetige Reflexion macht zudem aufgeräumter und gleichzeitig auch neugieriger aufs nächste Mal.
Noch eine Idee: Man sucht sich einen “Accountability Buddy”, jemanden, mit dem man sich zusammentut. Wenn man jeweils an einer Sache arbeitet, die einem am Herzen liegt – und es muss nicht die gleiche sein – kann man sich gegenseitig anpingen, nach Erfahrungen und Fortschritten fragen. Das spornt an, hilft zu fokussieren und dranzubleiben.
Ein letzter Tipp: Die Umsetzung so leicht wie möglich machen. Sport ist das klassische Beispiel: Manch einer legt sich die Sportklamotten abends schon direkt neben das Bett – oder schläft sogar darin! Das Prinzip ist klar: Je niedrigschwelliger die Umsetzung, desto eher gelingt die Verhaltensänderung.
Auf resiliente Führung angewendet: Für den Start nicht zu viel vornehmen, sondern neues Verhalten erproben – am besten in einer Umgebung, die dieser Verhaltensweise gegenüber aufgeschlossen ist. Daher empfehlen wir auch, sich Verbündete mit ins Boot zu holen. So dass das neue Verhalten niemanden zum Außenseiter macht. Am besten ist es, gleich einen ein Serientermin mit dem Team zu einem beliebigen Thema einstellen, das angegangen werden soll. So braucht es weniger Energie, es zu tun, als zu lassen.
Genau diese und weitere Mechanismen sind es, die wir auch bei Culcha nutzen: Aus der Gruppe wird eine Kohorte, mit der man gemeinsam zur gleichen Zeit in eines der Programme startet. Eigene digitale Notizen werden durch Selbstverpflichtungen ersetzt, die wöchentlich in einem Modul aus Vorschlägen ausgewählt und angeklickt werden können. Per Push und Mail gibt es dann Erinnerungen. Anstatt eines Termins im Kalender nutzen wir zielgerichtete und personalisierte Nudges zur richtigen Zeit als Impuls. Ein Hack zu z.B. resilienter Führung, der so nah an der Situation ist, in der er gebraucht wird, dass er nicht direkt aus dem Gedächtnis verschwindet. Und nicht zu vergessen: Die Erwartungshaltung der Kollegen, namentlich der Mitarbeiter:innen, die Fortschrittsmessungen und eine gewisse Dosis Vergleichbarkeit führen dazu, dass die durch ein digitales Tool angeregte Verhaltensänderung dann auch im echten Leben verstetigt wird.