Was ist das A und O für eine produktive und resiliente Zusammenarbeit? Stressminimierung – sowohl für Manager:innen als auch das Team.
Denn: Das Gehirn kann nicht zwischen verschiedenen Formen von Stress unterscheiden. Es behandelt daher körperliche und emotionale Verletzungen, Stress, Konflikte und gesellschaftlichen Statusverlust gleich. Das liegt daran, dass sie in derselben neuronalen Struktur, dem Schmerz- oder Stress-Areal, verarbeitet werden. Infolgedessen wird das Angstzentrum des Gehirns aktiviert, das einen Alarmzustand auslöst und automatisch die höheren Hirnfunktionen herunterfährt – als mögliche Reaktionen stehen uns nur noch Flucht, Angriff oder Starre zur Verfügung.
Um daraus resultierendes, irrationales Verhalten durch logisches Denken zu ersetzen, braucht es psychologische Sicherheit. Die vermeidet den genannten Angstzustand. Ein einfacher Hebel dafür: Eine sorgfältige, realistische und gut kommunizierte Planung. Auch eine klare, gewaltfreie und konsistente Kommunikation. Und nicht zuletzt – ganz praktisch – eine effektive Aufteilung von Aufgaben. Das vermeidet Stress und sorgt dafür, die unerwünschten Reaktionen auf ein Minimum zu reduzieren.
Autonomie der Mitarbeiter:innen fördern
Unser Arbeitsalltag ist stressig – wie lässt sich Stress also noch konkret minimieren? Die Resilienzforschung hat ergeben, dass der gefühlte Grad an Kontrolle, den Mitarbeiter:innen über ihr Arbeitsumfeld haben, wesentlicher dazu beiträgt, ob es bei Übertragung einer Aufgabe zu Stress kommt. Es ist also sinnvoll, größere und klar abgegrenzte Bereiche an Mitarbeiter:innen zu delegieren, statt einzelne Aufgaben zu verteilen. Jedoch stetst gekoppelt an klare Erwartungen und einem Angebot zur Unterstützung. Wenn dafür sogar interdisziplinäre, autonom agierende Teams zusammengestellt werden, fördert das gleichzeitig die Produktivität. Eigenständiges Arbeiten und Entscheiden sollte – wann immer möglich – eingefordert werden. Das kann durch moderne Führungsinstrumente wie z.B. das Steuerungssystem Objectives & Key Results (OKR’s) erleichtert werden. Dieses fördert Autonomie und hat den positiven Nebeneffekt, dass jeder stets den Überblick über die Prioritäten und den fortschreitenden Prozess einzelner Projekte wahrt.
Wachstum und Entwicklung begünstigen
Das Übertragen größerer Bereiche und Projekte statt kleiner Aufgaben begünstigt auch den positiven Effekt der Wachstumsförderung und (Weiter-) Entwicklung der Mitarbeiter:innen. Noch gesteigert wird diese durch bewusst gestreute – aber wohldosierte – Inkohärenz, beispielsweise in Form kleiner Problemstellungen. Denn auch das Gehirn wächst mit seinen Aufgaben. Um Inkohärenz zu beseitigen, sucht es fieberhaft nach einer Lösung. Indem früher gespeicherte Inhalte mit neuen Impulsen verknüpft werden, entstehen neue neuronale Verknüpfungen. Es gelingt dem Hirn also, sich selbst neu zu verschalten, zu ergänzen und damit resilienter zu werden.
Um sich langfristig persönlich und professionell weiterzuentwickeln, braucht das Gehirn also kontinuierlich neue Herausforderungen. Das lässt sich durch wohldosierte Inkohärenz erreichen, z.B. indem man sie neuen Umgebungen aussetzt, „stretch assignments“ verteilt oder angestammte Rollen (z.B. Protokoll, Moderation) mal anders verteilt. Natürlich stets gepaart mit unterstützendem Coaching und regelmäßigem Feedback.
Neue Kontrollmechanismen etablieren
Neben mehr Autonomie, sollten Mitarbeiter:innen auch mehr Kontrolle bekommen – und zwar dauerhaft. Es braucht dabei Mechanismen, die auch (oder gerade) in der Krise anwendbar sind und in verschiedenen Arbeitskonstellationen funktionieren. Neben der Einführung der bereits erwähnten OKR’s könnte die Vorbereitung für ein regelmäßiges Meeting beispielsweise dauerhaft auf eine:n Mitarbeiter:in übertragen werden. Oder ein:e Mitarbeiter:in wird beauftragt, einen Slack-Channel für ein bestimmtes Thema einzurichten – inklusive Community-Pflege und Definition der Regeln, die für diesen Kanal gelten.
Flexibilität steigert die Schaffenskraft
Um auch in turbulenten Zeiten statt mit Lähmung mit Effektivität zu reagieren, braucht es Flexibilität. Dabei sind gute Vorbilder entscheidend. So haben Studien von Bradley Owens, Professor für Business Ethics an der Marriott School of Business, ergeben, dass Chefs, die ihren eigenen Wachstumsprozess nicht für sich behalten, sondern offen über Herausforderungen sprechen, von Mitarbeiter:innen als besonders starke Führungskraft anerkannt werden. Zusätzlich sind die Teams solcher Führungskräfte lernorientierter, engagierter – und bleiben durchschnittlich länger im Unternehmen. Als Führungskraft selbst als positives Vorbild voranzugehen und über den eigenen Wachstumsprozess und die nötigen Anpassungen an besondere Umstände zu sprechen, steigert also auch die Flexibilität der Mitarbeiter:innen.
Wertschätzung zeigen
Das mit Abstand beste Mittel, um langfristig Zugehörigkeit und Verbundenheit zu schaffen – und damit auch die Krisenfestigkeit Ihrer Mitarbeiter:innen zu fördern – ist und bleibt Wertschätzung: Eine Studie beim Schweizer Militär ergab beispielsweise, dass allein die Würdigung durch Kolleg:innen und Vorgesetzte eine entscheidende Auswirkung auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen hatte – auch unter zunehmender Arbeitsbelastung. Die Arbeitszufriedenheit war selbst unter herausfordernden Umständen mit Wertschätzung sogar 17 % höher als bei fehlender Würdigung. Würdigung ist damit der entscheidende Faktor, der auch ein Team auch stressige Situationen überwinden lässt.
Lockere Wege, um Wertschätzung auszudrücken, die auch im Remote-Setting funktionieren ist z.B. das Versenden von Gif’s, die Dankbarkeit oder Lob auf moderne und humorvolle Weise ausdrücken können. Applaus- oder Feier-Emojis sind eine weitere Möglichkeit. Oder ganz einfach mal ein „Danke“ oder „Gut gemacht“ per E-Mail oder in der Chat-Gruppe.
Stärken Sie Ihr Unternehmen nachhaltig durch resilientes Handeln
Resiliente Führung, das hat das von Covid-19 dominierte Jahr 2020 eindrucksvoll bewiesen, ist das Erfolgskonzept schlechthin, um als Unternehmen jeder Krise zu trotzen.