Resilienz in der Führung hilft Unternehmen und ihren Mitarbeiter:innen in Krisenzeiten. Emotionale und geistige Flexibilität, die Fähigkeit zu koordinieren und zu motivieren sind die Erfolgsfaktoren für Führungskräfte – nicht nur in der Pandemie.
Über wenig wurde im Zusammenhang mit Führung in der Krise in den letzten Monaten mehr gesprochen, als über Resilienz. Was dabei häufig zu kurz kommt: Resilienz trägt nicht nur in Krisenzeiten dazu bei, den Erfolg von Unternehmen zu sichern. Wer sie permanent und langfristig stärkt, hat einen massiven Vorsprung, wenn es richtig knallt. Die gute Nachricht ist: Resilienz ist nicht angeboren, sondern lässt sich erlernen. Für Menschen und Unternehmen.
Resilienz: Der Memoryschaum in der Krise
Die Corona-Pandemie stellte Führungskräfte vor eine echte Bewährungsprobe. Von jetzt auf gleich mussten sie lernen, aus dem Homeoffice Mitarbeiter zu führen, Aufgaben und Kompetenzbereiche zu verteilen, Erfolgskontrolle zu managen, Unsicherheiten und Sorgen aufzunehmen und abzufedern und dabei gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass die Arbeit gemacht wird. Kaum etwas blieb, wie es war – auch nicht die Arbeitslast.
Wie Menschen reagieren, wenn alles auseinanderfällt, wird unter dem Begriff “Resilienz” zusammengefasst. Er stammt ursprünglich aus der Werkstoffkunde und beschreibt die Fähigkeit eines Stoffes, nach einer Verformung wieder in seine ursprüngliche Form zurückzukehren. Angewendet auf den Unternehmenskontext, bedeutet er, Krisen möglichst unbeschadet zu bewältigen, und sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Man kann resiliente Unternehmen daher auch als „krisenfest” oder „widerstandsfähig” bezeichnen.
Bei “Verformungen” – sei es durch eine Pandemie, eine neue Technologie oder verändertes Kundenverhalten – braucht es Orientierung, Stabilisierung, einen Fixpunkt. Für Mitarbeiter:innen ist das eine beständige und kraftvolle Führungskraft. Aber wie geht resiliente Führung, wenn die Führungskraft selbst wenig Orientierung bekommt?
Resiliente Führungskräfte: Keine blinden Optimisten, sondern Gestalter
Die Herkunft des Begriffs sagt es schon: Resilienz ist etwas anderes als Härte. Harte Materialien sind unter Druck häufig gerade nicht widerstandsfähig – sie zerbrechen.
Übertragen auf die Führungskraft bedeutet das: Statt auf Härte, kommt es auf emotionale und geistige Flexibilität an. Menschen, die gelernt haben, Erschütterungen von außen aufzunehmen und die entstehenden inneren Schwingungen zuzulassen, sie gleichzeitig aber auch aktiv zu dämpfen und nicht noch zu verstärken, können besser mit Krisen umgehen als diejenigen, die starr versuchen, allen Widrigkeiten zu trotzen.
Ein Werkstoff wird nach seiner Verformung ggf. nicht mehr in seine exakte ursprüngliche Form zurückkehren, sondern in eine Form, die der vorherigen am nächsten kommt und durch die Umfeldbedingungen zugelassen wird.
Eine resiliente Führungskraft wird also auch nach der Corona-Pandemie nicht wieder zum alten Modus Operandi zurückkehren, sondern die neuen Erkenntnisse, Lehren und auch die neuen Anforderungen und Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen aufnehmen und eine neue Form finden. Dafür muss Sie ihre Form kennen, ihre ursprüngliche Bestimmung und den Sinn ihrer Tätigkeit kennen. Daher hat auch die „Purpose“-Bewegung in der Krise ihre absolute Berechtigung.
Sind resiliente Führungskräfte also die, die sich besser schonen und Herausforderungen aus dem Weg gehen? Keinesfalls! Stattdessen zeigen Forschungsergebnisse, dass resiliente Menschen solche Situationen „einfach“ als weniger belastend empfinden. Auf Basis dieser Einstellung gestalten sie diese Situationen so, dass sie sie unbeschadet überstehen. Sie sind also auch keine blinden Optimisten, sondern viel mehr Gestalter.
Resilienz und Unternehmenserfolg
Wenn Resilienz synonym für Krisenfestigkeit verwendet wird, ist Resilienz also auch ein Erfolgsfaktor für Unternehmen. Bereits 1998 zeigte eine Studie der Harvard Business School erstmals, dass die US-amerikanischen Unternehmen mit der besten Aktien–Performance bestimmte Führungsprinzipien beachten, die zentral für „resiliente Führung“ sind: langfristiges Personalmanagement, Verteilung von Lasten, Orientierung und Transparenz, Investitionen in Lernen und Weiterbildung. Und um mal auf die ganz harten Kennzahlen zukommen: Bei einer Untersuchung der verschiedenen Tochterfirmen von Bertelsmann aus dem Jahr 2007 stellte sich heraus, dass die Tochtergesellschaft mit einer stark ausgeprägten partnerschaftlichen Führung und einer hohen Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen die beste Umsatzrendite aufwies.
Damit ist das Konzept der Resilienz nicht nur im Ausnahmezustand nützlich, sondern allein betriebswirtschaftlich hilfreich – zu jeder Zeit. Zumal wir in der VUKA-Welt permanentem Wandel in Technologie, Wettbewerb und Kundenvorlieben ausgesetzt sind – und die können auch zur Krise werden. Daher lohnt es gleich doppelt, immer, auch „nach“ Corona in resiliente Führungskräfte zu investieren.